Ein kurzes heißes Bad wirkt ähnlich wie ein kurzes kaltes Bad.

Wenn im Sommer die Menschen in die Freibäder strömen, so wollen sie in erster Linie der drückenden Hitze entfliehen und sich in dem kühlen Nass erfrischen. Eines der Mittel, um der winterlichen Kälte zu begegnen sind heiße Bäder, aber man kann sie nicht unbedenklich anwenden wie das Freibad im Sommer. Das kalte Wasser aktiviert die Lebenskräfte, das heiße pasivisiert sie, d.h. durch den Reiz des kalten Wassers verkrampfen sich zunächst die Hautgefäße und jagen das Blut in das Innere des Körpers, der dann aktive Eigenkräfte entwickeln muss, um es wieder in die Haut zu treiben. Diese innere Kraftentwicklung bleibt eine zeitlang als Kraftgewinn erhalten.

Anders beim heißen Bad. Hier ist die Wasserwärme das Aktive, welches das Blut aus dem Körperinnern in die Haut lockt und daher zu einem Kraftverlust im Innern führt. Dafür hat das heiße Bad andere Vorteile: mit dem Blut saugt es auch Stoffwechselgifte aus dem Säfte- und Zellenmeer des Körpers in die Hautdrüsen, und diese geben die Gifte teils in das heiße Bad, teils in den nachfolgenden Schweiß ab. Wenn so das Blut gereinigt wird, ist der Endeffekt auch wieder ein Kraft- und Gesundheitsgewinn, der aber beim heißen Bad viel umständlicher und anstrengender ist als beim kalten.

Deshalb muss man beim Heißbaden nachdenken und individualisieren, wenn man nicht gesundheitlichen Schaden nehmen will. Wer außer dem wöchentlichen Reinigungsbad eine „Badkultur“ betreiben möchte, möge folgendes beachten: Die üblichen heißen Bäder täglich, gewissermaßen als Genussmittel genommen, können nur robuste Naturen vertragen; die meisten Menschen werden geschwächt und verweichlicht, Herzkranke gefährdet.

Wer dagegen nur für wenige Sekunden in ein sehr heißes Bad springt, erlebt eine Gänsehaut mit Frostgefühl und empfindet danach eine Erfrischung wie beim kalten Wasser. Die Extreme haben hier eigentümlicherweise eine ähnliche Wirkung, wie ja auch im politischen Leben. Ein angenehmes Gefühl hat man im sog. „ansteigenden Bad“: man legt sich in das mäßig warme Wasser und lässt langsam heißes nachlaufen, bis man es nicht mehr aushalten kann. Danach hüllt man sich in eine Wolldecke und legt sich etwa 2 Stunden zum Nachschwitzen ins Bett, bei beginnender Erkältung (mit 2 Tassen heißen Lindenblütentee) ein bewährtes Vorbeugungsmittel.

Muss man direkt nach einem heißen Bad wieder seinen Geschäften nachgehen, versäume man nie eine ausgiebige Abkühlung durch eine kalte Dusche und Salbung des ganzen Körpers mit einem Hautfunktionsöl, weil man sonst einer Erkrankung Tür und Tor offen hält. Das Wohlbefinden im heißen Bad wird erhöht durch duftende Badezusätze. Am gebräuchlichsten ist Fichtennadelextrakt, wie es in flüssiger und Tablettenform im Handel ist. Es wirkt nervenberuhigend.
Von stärkerer Nervenwirkung und zugleich vorbeugend, speziell gegen Grippe, ist Eukalyptus, von dem man einen Tee- bis Esslöffel dem Bade zusetzt. Arzneiliche Badezusätze sollte man nur auf ärztliche Verordnung gebrauchen, weil sie oft nicht so harmlos sind wie die obigen.