Alleinerziehende Mütter sind von Armut besonders häufig betroffen. | Manu Gon

Anderthalb Millionen Haushalte in Spanien werden von alleinerziehenden Müttern geführt. Sie sind mehr als andere von Armut und sozialer Isolierung bedroht. 40 Prozent haben ein so geringes Einkommen, dass die Grundausgaben nicht gedeckt sind.

Amancio Ortega hat in dieser Woche an einem Tag 554 Millionen Euro verdient. Es war die Gewinnausschüttung für die eigenen Aktien in seinem Unternehmen Inditex an den ohnehin schon reichsten Mann Spaniens. Von 554 Euro träumen viele spanische Frauen - ohne die Millionen. Denn 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter kommen Monat für Monat mit ihrem geringen Einkommen einfach nicht aus.

Das geht aus einem von der Kinderrechtsorganisation »Save the Children« jetzt vorgelegten Bericht hervor. Was da auf 104 Seiten gedruckt ist, lässt aufhorchen. Und es ist für ein Industrieland – Spanien ist immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – erschreckend. Anderthalb Millionen Haushalte werden im Königreich allein von einer Frau geführt. Diese Ein-Eltern-Familien sind laut dem Bericht stärker von Armut bedroht als andere. 40 Prozent schaffen es nicht, mit dem knappen Haushaltsgeld alle Ausgaben eines Monats zu bewältigen. Tageszeitung El Mundo: »In der Lage dieser Frauen ist es sehr schwer, Familien- und Arbeitsleben mit einander zu vereinen. Die Beschäftigungspolitik greift in solchen Fällen nicht und sie wird nicht von konkreten Sozialmaßnahmen begleitet, dann, die nehmen wir nicht, und zu dir sagt man: du musst von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends da sein. Und wer soll dann die Kinder in die Schule bringen? Wer holt sie wieder ab? Wer gibt ihnen zu essen?«.

»Save the Children« fordert von der Politik, der Ein-Eltern-Familie einen eigenen Status einzuräumen, um ihr in der Verwaltungsbürokratie und dem Sozialbereich Sicherheit zu geben. Die Nichtregierungsorganisation fordert ein Kindergeld von 150 Euro je Kind und mehr Freizeit für arbeitende Mütter, damit sie sich um die Kinder kümmern können. Sollte es aufgrund von Zahlungsverzögerungen aus Not zu Zwangsräumungen kommen, dann müssten solche Familien besonderen Schutz genießen.

Laut dem Bericht sind 35,8 Prozent aller Minderjährigen in Spanien vom Abrutschen unter die Armutsgrenze bedroht. Rund 22 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. 2014, das letzte Jahr, für das komplette Zahlen vorliegen, waren es 22,2 Prozent. Als Armutsgrenze galt ein Haushaltseinkommen im Jahr von 7961 Euro. 53,3 Prozent aller Ein-Eltern-Haushalte lagen darunter.