Wilfried Happel, Autor in Berlin. | Picasa

Berlin Neukölln verwandelt sich manchmal in eine Zauberkiste. Zwischen einem guten Schluck Wein, alten Holzmöbeln und gefüllten Aschenbechern gibt es heute die Texte von Wilfried Happel. Vorgestellt und vorgelesen in seiner Wohnung in Neukölln.

Xavi, ein guter Freund und Theaterregisseur hat den Mut und die Verwegenheit sich der Textseiten zu bedienen, um sie auf die Bühne zu bringen.

Miles Davis, Chris Potter und seine Nixen vereinen sich im Akt der Aufsässigkeit.

Julia Romanova übernimmt die Rolle, groß und strahlend, die begabte Schauspielerin, deklamiert die Texte “ Selberleben” vom Autor Happel auf der Bühne.

Alles verwandelt sich in eine Nacht der Bohéme und des Rausches im Sowieso, einer kleinen Bar in Berlin-Neukölln. Die Jazzmusik umhüllt das Dilemma, entworfen von Happel.

Es ist eine dieser Nächte mit gutem Theater, gutem Jazz. Eine dieser Nächte als befänden wir uns mitten in der Lobby des “ One millón Dollar Hotel” von Wim Wenders. Wie ein Traum aus dem man nicht sogleich aufwachen möchte.

Dies ist Teil des Stils von Wilfried, er bringt uns mit seinen Texten in Welten, die starke dramaturgische Elemente wie die Satire beinhalten. Sie handeln von Extremsituationen, und bleiben dennoch geregelt.

1965 in Nürnberg geboren, aufgewachsen in Unterfranken. Wohnhaft in Berlin-Neukölln. Mitte der neunziger Jahre etablierte er sich mit Stücken wie „Das Schamhaar“ (UA: Schauspiel Köln 1994), „Mordslust“ (UA: Schauspiel Köln 1996) und „Nudelfresser“ (UA: Deutsches Theater Berlin 2000) als Theaterautor auf der deutschen Bühne. Seine Stücke wurden auch im europäischen Ausland wie in Polen, Holland und Schweden aufgeführt und unter anderem ins Französische übersetzt.

Ich habe an verschiedensten Orten mit Wilfried über die Kunst und die Gesellschaft diskutiert. Über diese gewisse Melancholie, die uns heutzutage befällt, in diesen Tagen, in dieser Zeit, in der wir leben.

Eine symptomatische Melancholie, die uns in den Mangel versetzt, weil das Leben nicht dasselbe ist wie früher und warum sollte es auch.

Wir bleiben dabei zu warten. Wir wissen nicht auf was, aber wir warten. Der Moment der Ungewissheit, wie bei Godot.
Wir warten auf den künstlerischen Erfolg, die Inspiration. Ohne Rausch und Borniertheit, darauf zu beharren. Sonst wird es nichts mit Dir und der Kunst.

Ich lernte ihn in seiner Sprachklasse als Lehrer kennen. Mit intensivem Blick und langen Pausen. An die man sich erst gewöhnen muss, wenn man mit ihm ist.

Immer denkend, ein aufrichtiger Kerl, verliebt in seine Katze und in die Sprache an sich. Seine Texte findet man im Verlag der Autoren. Eine Vereinigung Deutscher Autoren.

Die Arbeit Wilfried Happels besteht bis heute darin mit seinen literarischen Figuren tief in unseren Leben herum zu stochern ohne uns bloss zu stellen.

Bis heute lebt er übrigens in Berlin-Neukölln...